Brot und Spiele für das Volk!
In der Antike war Rom als Machtzentrum eine pulsierende und – für diese Zeit – hypermoderne Weltmetropole. Römer unterschiedlicher Standesklassen lebten nebeneinander, feierten, stritten und aßen zusammen. Um stabile Verhältnisse zu schaffen und politische Unruhen zu vermeiden, galt es, eine so multikulturelle Bevölkerung bei Laune zu halten. Es war, wie es der Satiriker Juvenal damals in seinem zynischen Ausspruch andeutete: Panem et circenses! (Brot und Spiele für das Volk!)
Staatlich finanziertes Vergnügen
Die großen römischen Festspiele wurden vom Staat finanziert. Auch ehrgeizige Beamte, die um die Gunst des Volkes buhlten, gaben horrende Summen für die Festivitäten aus. Leider endete das für viele der Emporkömmlinge in einem Totalbankrott. Noch öfter war die Freigebigkeit jedoch von Erfolg gekrönt.
Die glanzvollen Wagenrennen und die Theaterstücke waren zugleich auch immer religiöser Riten, in denen die römischen Gottheiten verehrt wurden und um ihr Wohlwollen gebeten wurden.
Circus Maximus
Das wohl bekannteste und beeindruckendste Wahrzeichen der römischen Unterhaltungskunst ist heute noch der Circus Maximus. In dem länglichen Stadion wurden bis zum sechsten Jahrhundert Wagenrennen ausgetragen. In der frühen Geschichte des Circus saßen die Zuschauer auf Holztribünen, die aufgrund ihrer Kurzlebigkeit von Julius Caesar durch eingelassene Steinstufen ersetzt wurden.
Zu Lebzeiten des älteren Plinius umfasste der Circus 250.000 Sitzplätze, eine Zahl, die selbst für heutige Verhältnisse spektakulär ist. Die Veranstaltungen beanspruchten meistens einen ganzen Tag, da von morgens bis abends bis zu zwölf Wagenrennen auf dem Programm standen.
Theaterstücke
Doch im Circus Maximus wurden nicht nur Wagenrennen ausgetragen. Ebenso fanden hier die berüchtigten Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen statt. Das kulturelle Leben beschränkte sich nicht auf die Circi, sondern war in Rom von Vielfältigkeit geprägt. Unterhaltung fand man auch in den Theatern. Sie zeigten sowohl volksnahe Aufführungen als auch anspruchsvolle Stücke.
Kolosseum
Ein historisches Relikt, das ebenfalls symbolisch für die römische Hochkultur steht, ist das Kolosseum. Es ist das größte in Rom erbaute Amphitheater der Geschichte. Im Gegensatz zum Circus Maximus wurde das Kolosseum später erbaut und war auch wesentlich kleiner.
Das wundert viele, denn die moderne Filmgeschichte hat uns in unserer Vorstellung über die Römer in die Irre geleitet: Nicht die Gladiatorenkämpfe waren das größte Spektakel, sondern die Wagenrennen, welche die Menschen über die Grenzen des Reiches hinaus anzogen.
Das hatte gleich mehrere Gründe: Einerseits wurden die Sitzreihen nicht nach Geschlechtern getrennt, weswegen die Festspiele im Circus Maximus auch Gelegenheiten romantischer Begegnungen waren. Andererseits wetteten viele Römer auf die Wagenrennen und es waren viele attraktive Preise zu gewinnen.
Das Kolosseum war vornehmlich der Austragungsort grausamer Spiele. Wie viele Festspiele war der Zutritt für jeden römischen Bürger kostenlos. Nach Schätzungen von Historikern starben im Kolosseum etwa 500.000 Menschen und Millionen von Tieren. Kritische Stimmen halten dagegen, dass im Kolosseum entgegen der landläufigen Annahme selten bis zum Tod gekämpft wurde, weshalb die Schätzung zu hoch angesetzt sei.
Auch die Christianisierung Roms konnte das Fortbestehen der brutalen Kämpfe nicht verhindern. Erst als das Reich langsam zerfiel und die Bevölkerungsdichte Roms allmählich abnahm, fanden auch sie ein Ende.