Kindermode im Wandel der Zeit: Von historischen Kostümen zu modernen Markentrends
Unterhaltung im Altertum

Kindermode im Wandel der Zeit: Von historischen Kostümen zu modernen Markentrends

Wenn wir heute durch die bunten Gänge der Kinderabteilungen schlendern oder online nach dem neuesten Outfit für unsere Kleinen suchen, machen wir uns selten Gedanken darüber, welch faszinierende Geschichte sich hinter jedem Strampler, jedem Kleidchen und jeder Jeans verbirgt. Kindermode ist weit mehr als nur praktische Bekleidung, sie ist ein lebendiges Archiv unserer Kulturgeschichte, ein Spiegel gesellschaftlicher Normen, pädagogischer Ideale und wirtschaftlicher Entwicklungen. Von den steifen Kostümen vergangener Jahrhunderte bis zu den lässigen Markentrends von heute hat die Art und Weise, wie wir unsere Kinder kleiden, einen bemerkenswerten Wandel vollzogen. Ich lade Sie ein, mit mir auf eine Entdeckungsreise zu gehen, die uns zeigt, wie sich das Verständnis von Kindheit über die Jahrhunderte verändert hat und wie sich dies in den Kleiderschränken der Jüngsten widerspiegelt. Museen wie das Bomann-Museum in Celle widmen sich mit Ausstellungen wie ‘Fashion for Kids’ genau dieser spannenden Entwicklung und präsentieren textile Schätze, die tiefe Einblicke in die Zeitgeschichte gewähren.

Als Kinder kleine Erwachsene waren: Mode ohne eigene Kindheit bis ins 18. Jahrhundert

Über viele Jahrhunderte hinweg kannte man das Konzept einer spezifischen Kindermode, wie wir es heute verstehen, kaum. Kinder galten schlicht als ‘kleine Erwachsene’ und wurden auch dementsprechend gekleidet. Vom 16. bis weit ins 19. Jahrhundert hinein trugen sowohl adelige als auch gutbürgerliche Knaben bis zu einem Alter von etwa fünf oder sechs Jahren bodenlange Kleider, die sich kaum von denen der Mädchen unterschieden. Es mag uns heute seltsam erscheinen, aber historische Porträts, beispielsweise von König Charles II. in jungen Jahren oder später Franklin D. Roosevelt, belegen diese Praxis eindrücklich. Diese Kleider waren nicht nur eine Frage der Tradition, sondern auch der Praktikabilität, da sie das Wickeln erleichterten und eine gewisse Bewegungsfreiheit boten. Oftmals wurden diese Kleider durch ein Korsett ergänzt, das nicht nur den Mädchen, sondern auch den Jungen angelegt wurde, um eine ‘korrekte’ Haltung zu formen. Man stelle sich vor, wie einschränkend dies für den natürlichen Bewegungsdrang eines Kindes gewesen sein muss! Um den Kopf der Kleinsten beim Laufenlernen zu schützen, gab es bis ins 19. Jahrhundert hinein das sogenannte Fallhütchen, einen ausgestopften Ring, sowie Gängelbänder, die an der Kleidung befestigt waren und es Erwachsenen ermöglichten, die ersten Schritte der Kinder zu lenken und zu sichern. Unter dem Einfluss der strengen ‘Spanischen Mode’ ging man bei Mädchen sogar so weit, Bleiplatten auf den Oberkörper zu legen, um die Brustentwicklung zu unterdrücken, eine heute unvorstellbare Praxis, welche das damalige Schönheitsideal und die geringe Rücksichtnahme auf kindliche Bedürfnisse verdeutlicht.

Die Entdeckung der Kindheit: Erste Schritte zu kindgerechter Kleidung im 18. und 19. Jahrhundert

Eine Wende begann sich erst im Laufe des 18. Jahrhunderts mit den Ideen der Aufklärung abzuzeichnen. Philosophen und Pädagogen wie Jean-Jacques Rousseau betonten die Eigenständigkeit der Kindheit als eine wichtige Entwicklungsphase. Langsam setzte sich die Erkenntnis durch, dass Kinder spezielle Bedürfnisse haben, auch in Bezug auf ihre Kleidung. In England entstand um 1780 ein einteiliger Knabenanzug, der als einer der ersten Schritte hin zu einer spezifischen Jungenmode gelten kann. Mädchen durften um 1760 erstmals Kleider ohne einengendes Korsett oder Mieder tragen, und für sehr kleine Kinder kamen einfache Hängerkleidchen in Mode. Ein bemerkenswerter Erlass von Kaiser Joseph II. verbot 1783 sogar das Mieder für Mädchen in den Erziehungsanstalten Wiens. Dennoch war der Wandel langsam und stark von der sozialen Schicht geprägt. Während der Kaiserzeit um 1900 spiegelte die Kinderkleidung deutlich die gesellschaftliche Stellung wider. Ärmere Kinder trugen vor allem strapazierfähige, oft geflickte und selten gewaschene Kleidung. Schuhe waren Luxus, daher liefen viele barfuß oder in Holzschuhen. Mädchen aus einfachen Verhältnissen sah man meist in dunklen Kleidern und Strümpfen. Im krassen Gegensatz dazu stand die Garderobe der Kinder aus wohlhabenden Familien: Hier waren feine Stoffe, Spitzen und Rüschen an der Tagesordnung, besonders zu festlichen Anlässen. Die Farbe Weiß symbolisierte Reinheit und Wohlstand, denn nur Reiche konnten es sich leisten, weiße Kleidung regelmäßig zu waschen und darauf zu achten, dass die Kinder sich nicht schmutzig machten.

Der Matrosenanzug und das ‘Breeching’ Symbole des Wandels

Ein ikonisches Beispiel für die sich wandelnde Kindermode des 19. Jahrhunderts ist der Matrosenanzug. Ursprünglich eine Marineuniform, wurde er ab Mitte des 19. Jahrhunderts populär, nachdem ein Porträt des fünfjährigen Prince of Wales (später König Eduard VII.) in einer kindgerechten Version entstand. Dieser Anzug, der sich eng an die Uniformen anlehnte, aber meist mit kurzen Hosen für Knaben versehen war, verbreitete sich rasch in Adelskreisen und später in der breiteren Bevölkerung. Seine Hochphase erlebte er von etwa 1870 bis in die 1930er Jahre und wurde, passend zur damaligen Marinebegeisterung im Deutschen Reich, auch hierzulande sehr beliebt. Es gab ihn sogar für Mädchen, typischerweise mit Matrosenblusen und blauen Faltenröcken. Ein wichtiger Übergang im Leben eines Jungen war das sogenannte ‘Breeching’, der Moment, in dem er seine Kleider ablegte und erstmals Hosen (Breeches) tragen durfte. Dieses Ritual, dessen Zeitpunkt über die Jahrhunderte variierte und von sieben bis zu dreizehn Jahren reichen konnte, markierte symbolisch den Schritt vom Kleinkindalter hin zu einer ‘erwachseneren’ Rolle. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte sich die Hose dann als gängiges Kleidungsstück für Jungen durch, auch eine Folge der aufkommenden Reformbewegungen, die praktischere und bequemere Kleidung für Kinder forderten. Pumphosen und die heute als Knickerbocker bekannten ‘Breeches’ wurden modern.

Das bewegte 20. Jahrhundert zwischen Uniform, Freiheit und den ersten Marken

Das 20. Jahrhundert brachte tiefgreifende Veränderungen in der Kindermode mit sich. Nach dem Ersten Weltkrieg verschwand das Korsett endgültig, und Rocksaume für Mädchen rutschten über das Knie. Die Mode wurde insgesamt lockerer, orientierte sich aber immer noch stark an den Erwachsenen. Während der NS-Zeit erlebte Deutschland eine Phase der Uniformierung der Jugend, beispielsweise durch die Kleidung der Hitlerjugend und des Bundes Deutscher Mädel, was individuelle modische Ausdrucksformen stark einschränkte. In der DDR wiederum spiegelte die Kinderkleidung, wie die ‘Alltagskleidung’ der Fa. Wittenberger Kinderbekleidung (WIKI Herbert Schmidt KG) auf Konsumgüterausstellungen, die Vorgaben der Planwirtschaft und die Ideale des Sozialismus wider. Nach dem Zweiten Weltkrieg und besonders ab den 1960er Jahren orientierte sich die Kindermode zunehmend an der Freizeitmode der Erwachsenen. Neue, pflegeleichte Materialien wie Nylon revolutionierten den Markt, was sich beispielsweise in der Popularität von Regenjacken in den 1950er und 1960er Jahren zeigte. Schwere Woll- oder Tweedjacken wichen leichteren, funktionaleren Alternativen.

Die 1960er und 1970er Jahre brachten einen Höhepunkt der Unisex-Mode. Frisuren und Kleidung ließen oft kaum Rückschlüsse auf das Geschlecht zu, was eine bewusste Abkehr von starren Rollenbildern darstellte. Jeans, T-Shirts und sportliche Kleidung wurden zum Standard für Jungen und Mädchen gleichermaßen. Es war eine Zeit des Aufbruchs, die sich auch in der Befreiung von modischen Zwängen ausdrückte.

Vintage-Modeanzeige aus den 1970ern mit vier Damen in Schlaghosen und Oberteilen in Erdtönen.
Vintage-Modeanzeige aus den 1970ern: Damen in zeittypischen Schlaghosen und Oberteilen in Erdtönen. Dieser Stil mit Rollkragen, Lagenlooks und charakteristischen Frisuren prägte auch die Kindermode dieser Ära.

Interessanterweise war die heute so strikte Farbcodierung, Pink für Mädchen, Blau für Jungen, historisch gesehen keineswegs so eindeutig. Bis in die 1940er Jahre galt Rosa oft als die kräftigere Farbe und wurde eher Jungen zugeordnet, während Blau als zarter und eleganter galt und somit passender für Mädchen erschien, oft assoziiert mit der Jungfrau Maria. Die heutige Zuordnung etablierte sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg und wurde in den 1980er Jahren durch Marketingstrategien weiter verstärkt, als es durch Ultraschall möglich wurde, das Geschlecht des Babys vor der Geburt zu erfahren. Mit dem wachsenden Wohlstand und der Entstehung einer Konsumgesellschaft begannen auch die ersten Marken, gezielt Kindermode zu produzieren und zu bewerben, was den Grundstein für die heutige Markendominanz legte. Parallel dazu rückten auch Sicherheitsaspekte stärker in den Fokus: Gefahren durch Kordeln und Bänder oder leicht entflammbare Kunstfasern wurden erkannt, und reflektierende Elemente zur besseren Sichtbarkeit im Straßenverkehr wurden zu einem wichtigen Merkmal.

Von Laufsteg-Miniaturen zu digitalen Einkaufskörben: Kindermode im 21. Jahrhundert

Heute präsentiert sich die Kindermode vielfältiger und schnelllebiger denn je. Globale Trends, oft von der Erwachsenenmode inspiriert, erreichen in Windeseile die Kinderzimmer. Marken spielen eine immense Rolle, und schon früh entwickeln Kinder ein Bewusstsein für bestimmte Labels. Das Internet hat den Einkauf revolutioniert: Eltern und zunehmend auch Jugendliche selbst können bequem online aus einem riesigen Angebot wählen. Ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Online-Anbieter diesen Wandel aktiv gestalten und sich auf spezifische Kundenbedürfnisse ausrichten, ist Kids Brand Store. Dieser führende Online-Shop in Nordeuropa begeistert seit 2011 Familien mit seinem vielfältigen Angebot an hochwertiger Kinderkleidung und Jugendmode von Premium-Marken wie Peak Performance, Gant oder Tommy Hilfiger und stellt durch exzellenten Kundenservice eine wertvolle Ressource dar. Solche spezialisierten Plattformen spiegeln den Wunsch vieler Eltern wider, ihren Kindern nicht nur modische, sondern auch langlebige und qualitativ hochwertige Kleidung zu bieten. Doch diese Entwicklung hat auch eine Kehrseite. Beobachter stellen fest, dass die Kindermode im 21. Jahrhundert oft eine sehr starke Geschlechtertrennung aufweist. Bereits bei Babykleidung wird durch unterschiedliche Schnittformen, wie taillierte Oberteile für Mädchen und gerade Schnitte für Jungen, sowie durch spezifische Farben und Aufdrucke eine klare binäre Zuordnung vorgenommen. Diese starke Gendermarkierung wird maßgeblich von kapitalistischen Strukturen und Marketingstrategien vorangetrieben. Durch die klare Trennung lässt sich schlichtweg mehr Profit erzielen, da Eltern eher geneigt sind, für Kinder unterschiedlichen Geschlechts separate Garderoben anzuschaffen, selbst wenn ältere Kleidungsstücke noch gut erhalten wären. Oft reproduziert diese Mode traditionelle, konservative Geschlechterbilder, bei denen Rüschen, Spitze und Rosa für die ‘kleine Prinzessin’ vorgesehen sind, während für Jungen eher ‘coole’ und ‘abenteuerliche’ Designs dominieren.

Der Ruf nach mehr Freiheit geschlechtsneutrale Ansätze

Als Reaktion auf diese Entwicklung und die damit verbundenen Stereotypen gewinnt geschlechtsneutrale Kinderkleidung zunehmend an Bedeutung. Dieser Ansatz lehnt die traditionellen Zuordnungen von Farben, Mustern und Schnitten ab und zielt darauf ab, Kindern mehr Freiheit im Selbstausdruck zu ermöglichen. Es geht darum, Kleidung anzubieten, die für alle Kinder tragbar ist, unabhängig von gesellschaftlichen Erwartungen, und die nicht von vornherein bestimmte Rollen oder Interessen suggeriert. Geschlechtsneutrale Kleidung wird als ein Trend gesehen, der nicht nur die Kreativität in der Branche fördern kann, sondern auch praktische Vorteile bietet, wie die bessere Teilbarkeit der Kleidung unter Geschwistern, unabhängig vom Geschlecht. Es ist ein Versuch, den Fokus wieder mehr auf die Funktionalität, den Komfort und die individuellen Vorlieben des Kindes zu legen, anstatt auf vorgefertigte Geschlechterklischees. Dieser Ansatz erinnert uns daran, dass Kleidung zwar schmücken, aber nicht einschränken sollte.

Mehr als nur Stoff und Faden: Was Kinderkleidung über uns verrät

Die Reise durch die Geschichte der Kindermode ist wie ein Gang durch die Kulturgeschichte selbst. Sie zeigt uns, wie sich nicht nur Schnitte und Farben verändert haben, sondern vor allem unser Blick auf die Kindheit. Von der Zeit, in der Kinder als unfertige Erwachsene galten und in unbequeme, repräsentative Gewänder gezwängt wurden, über die ersten zögerlichen Versuche, kindgerechtere Kleidung zu schaffen, bis hin zur heutigen, oft von Marken und Marketingstrategien geprägten Vielfalt. Jede Epoche hat ihre eigenen Vorstellungen davon, was ein Kind ist und wie es auszusehen hat, in ihre Kleidung eingewoben. Ich finde es faszinierend, wie sehr die Mode für die Kleinsten unsere tiefsten Überzeugungen über Erziehung, Geschlechterrollen und gesellschaftlichen Status widerspiegelt. Vielleicht sollten wir uns beim nächsten Einkauf für unsere Kinder einen Moment Zeit nehmen und darüber nachdenken, welche Botschaften wir mit unserer Wahl aussenden und ob diese Botschaften den Kindern wirklich den Freiraum lassen, sich individuell und unbeschwert zu entfalten. Denn am Ende ist die beste Kindermode wohl die, in der sich ein Kind wohlfühlt, frei bewegen und einfach Kind sein kann.